Category : Großensee Monitoring

Finale und Ausblick

Projektabschluss
Im Mai 2021 ist das Monitoring der Fischerkähne im Großensee offiziell abgeschlossen. Bis hierhin hat ein Team von insgesamt 16 Tauchern an diesem Projekt mitgewirkt. Bei mehr als 50 Mann-Tauchgängen haben wir über den Zeitraum von gut 1,5 Jahren insgesamt vier Wracks identifiziert. Zwei besonders prominente Boote wurden eingehend dokumentiert. Damit konnten wir den SDA-Forschungsbericht von 2012 um wichtige Erkenntnisse ergänzen. Erhard hat die Dokumentation in einem stimmungsvollen Film festgehalten:

Fazit
In einer Dorfchronik stoße ich auf eine Inventarliste der Fischereibetriebe. Hier sind zwei Kähne für den Großensee über lange Zeiträume verzeichnet. Daher gehen wir nach gegenwärtigem Kenntnisstand davon aus, dass die beiden untersuchten Wracks aus der einstigen Fischerei stammen und entweder nach Aufgabe gesunken sind oder bewusst versenkt wurden. Diese und viele andere Ergebnisse sind in einem Forschungsbericht festgehalten. Dieser liegt in der Mediathek zum Download bereit.

Das wars?
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es noch weitere Wracks gibt. Die Chronik verzeichnet neben den beiden Kähnen eine Jolle und einen Prahm. Es könnte also durchaus ein Zusammenhang zu den beiden Wracks am Ostufer bestehen. Außerdem gehörte seit jeher ein weiterer Kahn im Lütjensee zum Bestand. Wie es aussieht, ist die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt …

Tauchen für den „Vermieter“
Eine witzige Anekdote zum Schluss: Die Dorfchronik hat den Großgrundbesitzer Theodor Raydt als letzten Inhaber „unserer“ Wracks identifiziert. Dieser hat Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur zahlreiche Ländereien rund um den Großensee gekauft. Er hat auch das Gehöft Berodt zu einer großen Hofanlage ausbauen lassen. In das Haupthaus bin ich 2019 eingezogen – und hier hat die Forschungskampagne Großensee ihren Anfang genommen …

Header-Foto: ©Steffen Schmitt

Wrackfund 4

Noch ein Wrack
Vor einer Woche sind wir bei Fotoarbeiten an Wrack 3 am Ostufer auf weitere Bootsstrukturen gestoßen. Die Gemeinde Großensee ermöglicht uns am Dokumentationstag exklusive Einstiege. So nehmen wir das Wrack 4 noch genauer in Augenschein. Vieles deutet auf ein Segelboot jüngeren Datums hin. Doch die folgende Auswertung der chronistisch belegten Inventarlisten der Fischerei schließt einen Zusammenhang mit dem Gesamtbefund nicht aus.

Kamera läuft
Erhard fotografiert den Einsatz, Jens lässt die Kamera laufen. Ich bin wieder einmal überwältigt von der Dokumentationsqualität. Wir betreiben doch nur ein bisschen Heimatkunde in einem Citizen-Science-Projekt. Doch mehr professionelle Zuarbeit kann man sich kaum wünschen.

Dokumentationsevent

Ende März 2021 wollen wir die Dokumentation an Wrack 2 abschließen. Während die Teilnehmer am Westufer eintreffen – die Anwohner stellen uns für den Einsatz erneut ihr Grundstück zur Verfügung – lassen wir an der DLRG-Slippe im Freibad Südstrand ein Boot zu Wasser.

© Jens-Uwe Lamm

Zollstock und Schreibtafel
Wrack 2 liegt in einer Maximaltiefe von nur 4,30 m. Für die Vermessung bedeutet das erneut höchste Sensibilität. Mit Sabine und Jörg-Peter messe ich Spant für Spant entlang der Baseline mit dem Zollstock ein. Daraus erstellen wir eine Übersichtszeichnung.

Anschließend überlassen wir den Befund Oleksiy, der das Wrack wieder einmal einzigartig in Szene setzt.

© Oleksiy Konovalov

Echolot und Side-Scan
Gleichzeitig fährt Steffen mit seiner „Havmus“ große Teile des Sees ab. Per Side-Scan-Sonar scannt er den Seegrund nach weiteren Wracks ab. Er soll keine weiteren Objekte finden. Dafür erstellt er eine sehr anschauliche Scan-Aufnahme von Wrack 1.

© Steffen Schmitt

Projektdokumentation
Bei bestem Wetter können wir die Arbeiten abschließen. Jens hält alle Arbeitsschritte mit der Kamera fest – und produziert einen tollen Projektfilm. An Professionalität soll nicht gespart werden. Und so treffen wir uns wenige Tage später zur Vertonung.

Eiszeit

Inselhopping
Anfang Februar lassen zweistellige Minusgrade den Kreis Stormarn erstarren. Auch der Großensee gefriert komplett. Ich nutze das Eis zu einer Inspektion der Insel. In der Dorf-Chronik ist eine Fischerkate erwähnt, die am südwestlichen Inselufer gestanden haben soll. Im 18. Jahrhundert soll hier ein stattliches Anwesen mit Ställen und Obstbäumen existiert haben. Heute schwer vorstellbar – die Insel ist zu Fuß in etwa zehn Minuten umrundet. Ich halte Ausschau nach eventuellen Fundamenten oder Spuren einer Anlegestelle. Doch hier ist nichts außer wilder Natur.

In Situ
Bereits 2020 haben wir die Insel vollständig umtaucht. Dabei wurden zwar Keramikscherben und Flaschen gefunden – aber kein Hinweis auf die Existenz eines Fischereibetriebs. Doch die Existenz der durchaus fürstlichen Kate ist in der Dorf-Chronik bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts verbrieft. Also suchen wir weiter …

Wrack 2: Ende einer langen Suche

Endlich gefunden
Nach gut einem Dutzend erfolgloser Tauchgänge haben wir die Suche nach dem zweiten Wrack schon fast aufgegeben. Da kommt uns der Zufall zur Hilfe. Durch die Medien-Berichterstattung wird ein Initiator der 2012er-Kampagne auf uns aufmerksam. In einem Telefonat gibt er den entscheidenden Hinweis: Die Position weicht massiv von den Angaben in deren Forschungsbericht ab. In der seichten Uferzone hätten wir vermutlich nie gesucht. Doch schon beim ersten Tauchgang werden wir fündig. Nur wenige Minuten von Wrack 1 entfernt stoßen Andrea und ich auf einen Hecksteven. Endlich haben wir auch Wrack 2 gefunden!

Der Hecksteven auf 4,30m liegt die meiste Zeit des Jahres in einem Algen-Dschungel

Erste Dokumentationen
Beim ersten Tauchgang am 30.01.2021 mache ich erste Fotos Diese helfen bei der Vorbereitung weiterer Untersuchungen. Wir sind voller Tatendrang, doch im Februar gefriert der Großensee – und legt uns wieder einmal eine ungewollte Pause auf.

Presserummel am Pfefferberg

Interviews zum Projektstand
Die Berichterstattung von „Trittau Online“ weckt das Interesse weiterer Medien. Das Hamburger Abendblatt schickt einen Reporter. Filip Schwen führt ein ausführliches Interview und veröffentlicht den ganzseitigen Artikel „Taucher erforschen Bootswrack im Großensee“ am 13. November 2020 in der Regionalausgabe Stormarn. Wenig später klopfen die Lübecker Nachrichten an. Bettina Albrod meldet sich ebenfalls zum Interview an. Der Aufmacher „Der Wrackforscher vom Großensee“ erscheint am 10. Dezember 2020 in der Regionalausgabe Stormarn.

Nachberichterstattung
Nachdem wir im Frühjahr 2021 Wrack 2 gefunden haben, widmen beide Zeitungen dem Projekt einen zweiten Artikel. Die Lübecker Nachrichten bringen am 27. März 2021 mit „Großensee: Unterwasserarchäologen tauchen zum Wrack eines Fischkahns“ einen weiteren ganzseitigen Artikel. Das Hamburger Abendblatt zieht am 07. April 2021 mit der Geschichte „Forschergruppe entdeckt zweites Bootswrack im Großensee“ nach.

Die Artikel der Lübecker Nachrichten dürfen mit freundlicher Genehmigung des Verlags in der Mediathek veröffentlicht werden. Das Hamburger Abendblatt stellt seine Beiträge von 2020 und 2021 leider ausschließlich in einem kostenpflichtigen Online-Archiv zur Verfügung.

Kamera ab
Wir sind begeistert über die große mediale Aufmerksamkeit. Und sie soll noch nicht enden. Im April meldet sich der NDR mit einem Fernseh-Team an. Die Dokumentationen sind zu diesem Zeitpunkt zwar schon abgeschlossen, aber für die Kamera spielen wir die Arbeiten gern noch einmal nach. Am 15. Mai 2021 sendet das Schleswig-Holstein-Magazin den vierminütigen Beitrag über die „Tauch-Nerds im Bärenarsch“.

Der Beitrag kann bis zum 15.08.2021 über die Mediathek des NDR aufgerufen werden.

© Erhard Schulz
Auch der Bürgermeister von Großensee, Karsten Lindemann-Eggers, verfolgt die Arbeiten.